German/Deutsch
In den vergangenen Monaten habe ich mich sehr vertieft mit verschiedensten Themen beschäftigt. Ein Schwerpunkt war, aus persönlichen Gründen, die Thematik der Corona Pandemie und der Umgang unterschiedlichster Gruppen mit diesem Themenkomplex. Da ich mich als ehemaliger Waldorfschüler nach wie vor mit anthroposophischen Hintergründen beschäftige, fiel mir wiederholt auf, dass es der anthroposophischen Gemeinschaft auffallend schwerfiel, sich von verschwörungstheoretischen und besorgniserregenden Positionen im Kontext der Pandemie und ihren Folgen zu distanzieren. Glücklicherweise konnte meine ehemalige Bildungseinrichtung, die Rudolf-Steiner-Schule Dortmund nach einiger Zeit eine klare Position im Sinne von wissenschaftlichen Erkenntnissen und wider den lauten und populistischen Stimmen aus extrem rechter und extrem linker Seite des politischen Spektrums beziehen.

Angestoßen durch die Entwicklungen innerhalb des vergangenen Jahres in Osteuropa und der Reaktion der anthroposophischen Gemeinschaft sehe ich mich nun gezwungen, meine Sichtweise darzustellen.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine, der seit 2014 und in einem viel größerem Ausmaß seit 2022 stattfindet, ist aus meiner Sicht klar zu verurteilen. Ich hätte nie gedacht, dass so ein Konflikt in Europa in der heutigen Zeit stattfinden könnte, und ich bin geschockt, wie rigoros und erbarmungslos Russland gegen ein unabhängiges und freies Land in den Krieg gezogen ist.

Nun, immer häufiger ertönen dieselben lauten und aggressiven Stimmen, erneut unter anderem aus der anthroposophischen Gemeinschaft, um den furchtbaren Angriff Russlands auf die Ukraine mit haarsträubenden Gründen zu rechtfertigen.
Da meine akademische Vergangenheit unmittelbar mit teilen dieser Gemeinschaft verknüpft ist, hatte ich gehofft, dass sich meine Bildungseinrichtung nun nochmals von solch populistischen aufschreien distanzieren würde, wie sie es schon einmal getan hat, als die Thematik die Corona-Pandemie war.

Mit erschrecken musste ich allerdings feststellen, dass sich die Rudolf-Steiner-Schule Dortmund keineswegs gezwungen sieht, in dieser Situation eine klare Haltung zu beziehen. Stattdessen, auch nach einer Nachfrage meinerseits bezüglich einer Stellungnahme, reagiert sie mit dröhnendem Schweigen, nur um die Situation und die teilweise extremistischen Haltungen als normalen politischen Diskurs zu verteidigen.
Diese Entwicklung halte ich für zutiefst verstörend und bin fassungslos im Angesicht der relativierenden Haltung gegenüber einem räuberischen Krieg, ausgehend von Russland. Einzig und allein ein Hinweis auf die Aufnahme von ukrainischen Waldorfschülern und Schülerinnen halte ich nicht ansatzweise für ausreichend als eine Stellungnahme gegenüber der aktuellen Situation. Ich sehe mich deshalb gezwungen, mich von meiner ehemaligen Schule klar zu distanzieren und festzuhalten, dass ich solch eine relativierende Meinung in keiner Weise teilen kann.
Ich persönlich halte es für wichtig, dass wir uns gegen jegliche Form von Verschwörungstheorien und falschen Informationen aussprechen und eine klare Haltung zu politischen Konflikten einnehmen, die über Hilfsprojekte hinausgeht. Eine Schule, die sich auf humanistische Werte beruft, sollte sich nicht scheuen, sich deutlich gegen Ideologien zu positionieren, die diese Werte bedrohen.

English
In the past few months, I have dealt with a wide variety of topics in great depth. For personal reasons, one focus was the topic of the Corona Pandemic and how different groups dealt with this complex of issues. Since I, as a former Waldorf student, continue to deal with anthroposophical backgrounds, I repeatedly noticed that the anthroposophical community found it remarkably difficult to distance itself from conspiracy theories and worrying positions in the context of the pandemic and its consequences. Fortunately, after some time, my former educational institution, the Rudolf Steiner School Dortmund, Germany, was able to take a clear position regarding scientific knowledge and against the loud and populist voices from the extreme right and extreme left of the political spectrum.

Prompted by the developments over the past year in Eastern Europe and the reaction of the anthroposophical community, I now feel compelled to present my point of view.
In my view, the Russian war of aggression in Ukraine, which has been going on since 2014 and on a much larger scale since 2022, should be clearly condemned. I never imagined that such a conflict could occur in Europe today, and I am shocked at how rigorously and mercilessly Russia went to war against an independent and free country.

Now, the same loud and aggressive voices are being heard more and more frequently, again from the anthroposophical community, among others, to justify Russia's terrible attack on Ukraine on hair-raising grounds.
Since my academic background is directly linked to parts of this community, I had hoped that my educational institution would now distance itself from such populist outcry as it did when the topic was the corona pandemic.

However, I was shocked to discover that the Rudolf Steiner School in Dortmund, Germany, does not feel compelled to take a clear stance. Instead, the school responded with a muffled silence even after I asked for a statement, only to defend the situation and partially extremist attitudes as ordinary political discourse.

I find this development deeply disturbing, and I am stunned by the relativizing attitude toward a predatory war emanating from Russia. A reference to the admission of Ukrainian Waldorf students is not as sufficient as a clear statement on the current situation. Therefore, I see myself forced to distance myself from my former school and state that I cannot share such a relativizing opinion.

It is crucial that we speak out against any form of conspiracy theories and false information and take a clear stance on political conflicts that goes beyond aid projects. A school that invokes humanistic values should be bold and take a clear view against ideologies that threaten those values.